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Jüdische Kinder in Warschau 1897, Foto: B.W. Kilburn

About
Kadya
Molodowsky

(1894-1975)Lyrikerin, Lehrerin, Lebengebliebene

by Diana Matut

Kadya Molodowskys Leben umfasste viele Sprachen, Länder, Werke und Menschen und begann – relativ gewöhnlich. Geboren im Schtetl Byaroza (heute Weißrussland) wurde sie, wie viele Mädchen ihrer Zeit, von ihrer Großmutter darin unterrichtet, Jiddisch zu lesen und die Gebete zu sprechen. Ihr Vater jedoch brachte ihr auch religiöse hebräische Schriften näher und stellte Privatlehrer*innen an, um Kadya eine russische, weltliche Bildung zu ermöglichen. Dieser breite Bildungshorizont eröffnete ihr die Welt und bereitete die Grundlage dafür, dass sie selbst eine Ausbildung am Lehrer*innenseminar absolvieren konnte.

1920 zog sie mit ihrem Mann Simcha Lev von Kiew nach Warschau, wo sie sich ein neues Leben aufbaute, als Lehrerin arbeitete und Teil einer jungen literarischen Elite wurde, die selbstbewusst in Jiddisch schrieb und sich in Auseinandersetzung mit Tradition und Religion befand. Hier machte sich Molodowsky einen Namen als Lyrikerin, die sowohl für Kinder als auch Erwachsene schrieb.

 

Krieg und Gewalt brachen immer wieder in Kadya Molodowskys Leben ein. Sie selbst überlebte die Pogrome in Kiew, doch auch die Kinder in ihren Schulklassen waren oft durch Gewalterfahrungen gezeichnet – sei es durch die Vertreibungen des Ersten Weltkriegs, die Pogrome in Osteuropa oder die Lebensbedingungen am Rande des Existenzminimums in Städten wie Warschau.

 

Die Emigration in die USA 1935 rettete Kadya Molodowsky das Leben, doch die Folgen der Schoa hinterließen auch in ihrem Leben und Schaffen Spuren. Einige ihrer heute bekanntesten Gedichte sind Reaktionen auf diese traumatischen Verlusterfahrungen.

 

Nach dem Krieg verbrachte sie einige Jahre in Israel (1949-1952), kehrte jedoch in die USA zurück, wo sie 1975 starb.

 

Lange Zeit war sie vor allem durch die hebräischen Übersetzungen ihrer Kindergedichte bekannt und vielen Menschen in Israel war nicht bewusst, dass diese ursprünglich in Jiddisch geschrieben worden waren.

 

Erst seit den letzten Jahrzehnten zieht Kadya Molodowskys Werk wieder größere Aufmerksamkeit auf sich. So erschienen neue Textausgaben und Übersetzungen und sie gilt heute als eine der größten Lyrikerinnen der jiddischen Moderne, als wichtige Stimme weiblicher jüdischer Emanzipation, als Anwältin der Nichtprivilegierten und Zeugin jüdischer Erfahrungen des zwanzigsten Jahrhunderts.

Diana Matut

Sand
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“In den Straßen von Warschau traf man oft Kinder, die Schuhbänder, Knöpfe, Bleistifte, Bagel, Flaschen mit Kwas oder andere ärmliche Ware verkauften. Diese Kinder halfen ihren Eltern dabei, das ärmliche Einkommen aufzustocken.“

Kadya Molodowsky

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